Die Steuerungsgruppe LuzernSüd hat im Aktionsplan 2018-21 das Thema Sozialräumliche Entwicklung als prioritär bezeichnet, namentlich öffentliche Nutzungen, der Einbezug von Anspruchsgruppen und die soziale Einbettung von neuen Siedlungen. Am 30. Oktober 2017 fand ein «Kick-Off» mit ausgewählten Verwaltungsangestellten der Gemeinden Kriens, Horw und Luzern zum Thema «Öffentliche Nutzungen und sozialräumliche Entwicklung LuzernSüd» statt. Am 12. März 2018 lud die Steuerungsgruppe LuzernSüd zusammen mit der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit Schlüsselpersonen aus den Bereichen Soziales, Bildung, Kultur, Planung und Bau, aus dem Bereich der Immobilienbranche sowie aus dem der Zivilgesellschaft zu einem gemeinsamen Workshop ein. Die Ergebnisse des Workshops beinhalteten unter anderem das Votum für ein «sozialräumliches Gesamtkonzept», das die Themen aus dem Workshop für die zukünftigen Planungsprozesse abbildet. Die Steuerungsgruppe LuzernSüd beauftragte das Institut für Soziokulturelle Entwicklung der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit zusammen mit freiraumarchitektur GmbH, einen Projektbeschrieb und eine Offerte zu erstellen.
Die Stadt Kriens hat die Initiative ergriffen, um auf ihrem Gebiet in LuzernSüd zu konkretisieren, wie sie ihr Handeln im Sinne einer sozialräumlichen Entwicklung und in Bezug auf eine gute Freiraumentwicklung intensivieren kann. Das Institut für Soziokulturelle Entwicklung der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit in Arbeitsgemeinschaft mit freiraumarchitektur GmbH wurden unter der Leitung der Stadtentwicklung Kriens, wahrgenommen durch Nathalie Mil, milplan GmbH, mit dieser Aufgabe betraut. 2019 fand ein breit abgestützter Prozess mit allen betroffenen Dienststellen und Kommissionen der Stadt Kriens und den Akteuren von LuzernSüd statt. Das Konzept liegt nun vor und bildet für die Stadt Kriens die Grundlage bei allen laufenden und zukünftigen Planungen. Die Vertreter der Stadt Luzern und der Gemeinde Gemeinde Horw haben an der Sitzung der Steuerungsgruppe LuzernSüd vom 13. März 2020 zugesagt, die Handlungsgrundsätze des Konzepts auch für ihre Planungen zu übernehmen.
Krienser Handlungsräume mit örtlich-spezifischen Handlungsansätzen
A – Kulturauftakt – Südpol Rösslimatt
B – Urbanes Subzentrum – Mattenhof
C – Vernetzter Quartierpark – Schweighof Schellenmatt
D – Natur- und Begegnungsraum – Grabenhof Schlund
E – Stadtraum in Transformation – Eichhof
Handlungsebene «Prozesse»
Erfasst Aussagen zum Vorgehen und zu Verfahren der Planung im Entwicklungsgebiet. Eine sozialräumliche Entwicklung ist stets prozessorientiert: bauliche Massnahmen werden durch Einbezug unterschiedlicher Akteure und transparente Kommunikation begleitet. Mit der Handlungsebene «Prozesse» wird beschrieben, wie die Rahmenbedingungen für mögliche partizipative Herangehensweisen aussehen können, wo solche angestrebt werden und welche Akteure in welcher Planungs- oder Bauphase eingebunden werden sollten. Auch bestehende Projekte und Prozesse, die von der Bevölkerung oder Initiativen ausgehen, werden durch diese Handlungsebene erfasst. Eine prozessorientierte Planung ist offen und flexibel für Anpassungen während der Projektplanung. Der Einbezug schafft Mehrwerte für die Akzeptanz, deckt Konflikte frühzeitig auf und ermöglicht lokal angepasste Ergebnisse. Beispiele: Begleitende Workshopverfahren, Foren, partizipative Gestaltungsprojekte, Kommunikationsstrategien, Begehungen, kooperative Verfahren, verwaltungsinterne Gefässe für eine departementsübergreifende Planung.
Handlungsebene «Zusammenleben»
Erfasst Aussagen zu öffentlichen und privaten Einrichtungen und Institutionen sowie Vereinen oder Orten und Ausstattungen, die das Zusammenleben in einem Gebiet ermöglichen oder animieren. Es kann sich auch um gemeinschaftliche Aktivitäten oder Anlässe an einem Ort handeln. Diese sozialen Infrastrukturen und Angebote ermöglichen eine Identifikation der Bewohnerinnen und Bewohner mit ihrem Wohnort und eine Integration der neuen Gebiete in die gewachsene Quartierstruktur. Eine Identifikation mit dem Wohnort erhöht die Bereitschaft, sich freiwillig zu engagieren und fördert die Nachbarschaftshilfe. Daneben entsteht eine soziale Kontrolle, welche sich positiv auf das Sicherheitsgefühl auswirkt. Diese Orte in LuzernSüd sind wichtig für die Belebung und erhöhen die Lebensqualität für unterschiedliche Gruppen von Nutzerinnen und Nutzer. Beispiele: Sportplätze mit Vereinsnutzung, Familiengärten, Anlaufstellen und öffentliche Beratungsangebote, Spielplätze mit Gemeinschaftsangebot, Treffpunkte, Quartiervereine, Vereinswesen, Interessengruppen, Begegnungsorte, informelle Treffpunkte, offene Jugendarbeit und auch öffentliche Schulräume.
Handlungsebene «Freiraum»
Erfasst Aussagen zu privaten wie öffentlichen Freiflächen in einem Gebiet. Freiflächen sind zugängliche Flächen im Aussenraum. Sie dienen den Menschen zur Erholung, Begegnung und der Ausübung verschiedener Aktivitäten. Grüne Freiräume verbessern die Luftqualität, sorgen für Kühlung in warmen Sommern und beeinflussen das Stadtklima. Naturnahe Flächen ermöglichen eine ökologische Vernetzung und/oder erhöhen die Biodiversität. Ausreichend vorhandene Freiflächen, die zugänglich, sicher und unterhalten sind, aber auch Flächen ohne spezifische Zuweisung einer Nutzung werten ein Gebiet auf und erhöhen die Lebensqualität. Das Wohlbefinden und die Gesundheit der in einem Gebiet lebenden und arbeitenden Menschen werden positiv durch grüne Freiräume beeinflusst. Beispiele: Plätze, Pärke, Vorplätze, Brachen, Wald, Wiesen, Gewässer und Gewässerräume, Spiel- und Sportplätze, öffentliche Terrassen, Gärten, Dachgärten.
Handlungsebene «Nutzung»
Erfasst Aussagen zu privaten wie öffentlichen Nutzungen in einem Gebiet. Die Nutzungsmischung prägt ein Gebiet und trägt je nach Ausgestaltung zu einer Öffnung oder Abgeschlossenheit eines Gebietes für unterschiedliche Anspruchsgruppen bei. Speziell Erdgeschosse übernehmen eine wichtige Funktion zwischen öffentlichen und privaten Interessen, da sie die Begegnungsqualität und Aktivität im Strassenraum stärken und zudem für die Versorgung von LuzernSüd eine wichtige Rolle spielen. Zu einer Verbesserung der Wohnlagen tragen ein angemessener Mix von Einkaufmöglichkeiten, Gesundheitsversorgung, Kulturangebot, Bildungs- und Betreuungsangebote sowie Wohnungs- und Arbeitsplatzangebot bei. Nutzungen für Freizeit und Gastronomie bereichern ein Gebiet ausserdem für Besucherinnen und Besucher und Werktätige, die hier Zeit verbringen. Beispiele: Ladengeschäfte, Gewerbe, Kulturräume, private Aus- und Weiterbildungsangebote, Wohnungsmix, Arbeitsorte, Büroräume.
Handlungsebene «Verbindungen»
Erfasst Aussagen zu Infrastrukturen, Wegen und Verkehrsachsen, die ein Gebiet gegen innen und aussen verbinden. Es werden verschiedene Mobilitätsformen mit ihren entsprechenden Infrastrukturen berücksichtigt. Im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung sind insbesondere auch sichere Wege und Infrastrukturen wichtig, die dem Fuss- und Fahrradverkehr zur Verfügung stehen und eine entsprechende Aufenthaltsqualität insbesondere auch für Kinder und ältere Menschen besitzen. Sichere, gut erschlossene und durchlässige Gebiete, die auf kurze Wege setzen, verbessern den Anschluss an andere Gemeinde- oder Stadtgebiete. Ebenso schaffen attraktive direkte Verbindungen, abseits oder parallel zu den grossen Strassen, Aufenthaltsqualität innerhalb des Entwicklungsgebietes. Dies führt zu einer Verbesserung der Lebensqualität und zu einer Attraktivierung des Gebietes als Wohn-, Arbeits- und Freizeitort. Beispiele: Trottoirs, Spazier- und Wanderwege, Durchgänge, Trampelpfade, Velorouten, barrierefreie Übergänge, Schulwege, ÖV-Haltestellen, Velostellplätze, Stellplätze MV, Mobility-Standorte, Brücken, Überwege, Unterführungen.
Handlungsebene «Orientierung»
Erfasst Aussagen zu Objekten wie Bauten, naturräumliche Elemente, Namen und Zeichen aber auch lokale Geschichten. Sie dienen der Orientierung und/oder Adressierung. Dabei entfalten sie eine identitätsstiftende Wirkung. Auch klare Sichtbeziehungen erhöhen die Orientierung im Gebiet. Eine gute Orientierung vermag die Sichtbarkeit und Identifikation mit einem Gebiet erhöhen. Dabei fliessen die lokalen Erzählungen und persönliche Geschichten ebenfalls ein. Es werden Zugehörigkeit, Engagement und Wahrnehmung nach innen und aussen gefördert. Beispiele: Geschichten, Zusammenhänge, Landmarken (Hochhäuser, Türme), Kunst im öffentlichen Raum, Übersichtspläne, Beschilderungen, Wandbilder, Denkmäler, Namensgebung, bedeutungsvolle Orte (historisch, traditionell, räumlich), prägende Persönlichkeiten, aktive Akteure.